Das Finanzamt in der Mittelstadt St. Ingbert ist im ehemaligen königlich bayerischen Rentamt der Stadt beherbergt. Historisch gehörte im 19. Jahrhundert bis nach dem 1. Weltkrieg die Stadt St. Ingbert zum Königreich Bayern.
Rentamt, auch Renterei oder Rentei, ist der Begriff, der seit dem Spätmittelalter für die Behörde der landesherrlichen oder kirchlichen Finanzverwaltung (hauptsächlich Einkünfte aus Domänen) unter der Leitung eines Rentmeisters oder Rentamtmanns stand. Später bezeichnete „Rentamt“ eine Behörde zur Verwaltung der grundherrschaftlichen Einnahmen.
In Bayern, wo der Begriff besonders lange verwendet wurde, gingen die Rentämter als Verwaltungsbehörden aus den früheren Kastenämtern hervor, die der Verwaltung des landesherrlichen Kammergüter dienten. Auch die Vitztumsämter wurden 1507 im Zuge einer großen Verwaltungsreform nach dem Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05) in Rentämter umgewandelt, die in Bayern neben der Finanzverwaltung dann auch für juristische, administrative und militärische Aufgaben zuständig waren. So waren die Rentämter beispielsweise die Mittelbehörden zwischen den Landgerichten der unteren Ebene und den Zentralbehörden in der jeweiligen Hauptstadt. Diese waren neben München noch die ehemaligen Residenzen der Teilherzogtürmer Straubing und Landshut sowie Burghausen. Später kam mit dem Gewinn der Oberpfälzer Gebiete im Westfälischen Frieden noch Amberg hinzu. Dagegen wurde Ingolstadt zur Landesfestung und Universitätsstadt.
Minister Montgelas ließ die Rentämter in Bayern im Zuge seiner umfassenden Verwaltungsreformen 1802 wieder in reine Finanzbehörden umwandeln, die dann von jeweils einem Rentbeamten (später: Rentamtmann) geleitet wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden aus den Rentämtern im Königreich Bayern im Zuge der Einführung der Reichsfinanzverwaltung 1919 die Finanzämter als Reichsbehörden.